Von April bis Anfang September ist die Belastung durch UV-Strahlung am intensivsten. Vor allem für jene Menschen, die tagtäglich im Freien arbeiten, sind umfassende Schutzmaßnahmen notwendig. Die ÖBB legen als einer der größten heimischen Arbeitgeber besonders Wert auf die arbeitsmedizinische Unterstützung ihrer Mitarbeiter:innen. Die Österreichische Krebshilfe führt daher gemeinsam mit der Österreichischen Gesellschaft für Dermatologie und Venerologie in den Monaten Mai – Oktober Hautberatungen und –Checks für die Mitarbeiter der größten Standorte in den einzelnen Bundesländern durch. „Mit dieser Aktion erreichen wir viele Menschen, die sich für die jährliche Kontrolle der Haut vielleicht keine Zeit genommen hätten,“ freut sich Krebshilfe Geschäftsführerin Mag. Martina Löwe. „Das ist vor allem für jene Mitarbeiter:innen wichtig, die aufgrund ihrer Arbeit täglich der UV-Strahlung ausgesetzt sind.“ Rund 300 Teilnehmer werden bei den Hautberatungen österreichweit erwartet.
Die ÖBB bieten seit 2020 gemeinsam mit der Krebshilfe Haut-Checks an. Heinz Rosenauer, HR-Leiter der ÖBB betont: „Der Schutz und die Gesundheit unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter liegen uns am Herzen. Damit es die Kolleginnen und Kollegen möglichst leicht haben, an den Hautchecks teilzunehmen, bieten wir die Untersuchungen direkt am jeweiligen Arbeitsplatz an. So können eventuelle Erkrankungen schon früh erkannt und behandelt werden. Besonders wertvoll sind die Tipps zum Sonnenschutz für die vielen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die im Freien arbeiten.“
„Die Möglichkeit der Vermeidung von extremer UV-Bestrahlung ist der wichtigste Aspekt bei der Hautkrebsprävention“, erklärt die Dermatologin Univ.-Prof. Dr. Erika Richtig, Vorstandsmitglied der Österreichischen Krebshilfe. „Arbeiten im Freien sollten daher vorwiegend in den Morgen- und Abendstunden erfolgen. Auch das Ausnutzen jeder Form von Schatten schafft Abhilfe.“ Diese Empfehlungen sind für viele Menschen die im Freien arbeiten nicht immer umsetzbar. Daher ist ihre Ausstattung mit textilem Sonnenschutz unbedingt notwendig. Diese spezielle Kleidung schützt vor UV-Strahlung, hält die bedeckten Körperstellen kühl und führt den Schweiß nach außen ab. Alle nicht bedeckten Körperstellen sollen mit hohem Sonnenschutzfaktor regelmäßig eingecremt werden.
2019 wurden insgesamt 631 Verdachtsfälle einer beruflich bedingten Hauterkrankung gemeldet. 80 Prozent davon kommen aus sieben Berufsgruppen: Friseur-, Metall-, Heil- und Pflege-, Nahrungsmittel-, Bau-, Reinigungs- und Malerberufe. Immer öfter sind junge Arbeitnehmer nach kurzer Expositionszeit davon betroffen. (Quelle: AUVA) „Zum Unterschied zur Arbeit mit anderen Gefahrstoffen, wird intensive UV-Bestrahlung vom Arbeitnehmer meist nicht als gefährlich empfunden. Die Auswirkungen spürt man erst verzögert: Sonnenbrand um Stunden, Hautkrebs um Jahre“, so Erika Richtig.
Hautkrebs – „übersehene“ Gefahr
Der helle Hautkrebs – darunter das Plattenepithelkarzinom mit seiner Frühform der aktinischen Keratose und das Basalzellkarzinom – zählt zu den häufigsten Tumoren. Galt dieser „Non Melanoma Skin Cancer“ früher als Erkrankung des höheren Alters, sind mittlerweile immer mehr jüngere Menschen davon betroffen. Vor allem die kumulative Sonnenbestrahlung, also die Häufigkeit der UV-Bestrahlung, beeinflusst das Risiko daran zu erkranken. „Gerade für Menschen, die im Freien arbeiten, sind diese Sonnenschäden eine große Gefahr,“ erklärt Univ.-Prof. Dr. Christoph Höller vom Arbeitskreis Melanom Dermatoonkologie der Österreichischen Gesellschaft für Dermatologie und Venerologie. „Sie treten an jenen Körperstellen auf, die verstärkt der Sonne ausgesetzt sind. Also Gesicht, Stirne, Nasenrücken, Ohrmuscheln, Lippen, Nacken, unbehaarte Kopfhaut oder auch am Handrücken.“ Auch wenn der helle Hautkrebs gut behandel- und heilbar ist, sind betroffene Patient:innen gerade wegen den exponierten betroffenen Körperstellen kosmetisch stark beeinträchtigt.
Knapp 5 Prozent aller krebserkrankten Menschen in Österreich leiden an Melanomen der Haut, Tendenz steigend. Die Hautkrebs-Todesfälle nehmen – im Vergleich zu den Neuerkrankungen – nur geringfügig zu (2019: 366; Statistik Austria), denn viele Erkrankungen werden heute früher entdeckt. Die genaue klinische und auflichtmikroskopische Untersuchung, ergänzt mit einer digitalen Dokumentation von pigmentierten Läsionen, erzielt eine deutliche Verbesserung der Früherkennung.
Die Therapie der Wahl von Hautkrebs ist das frühzeitige Erkennen und die ausreichende dermato-chirurgische operative Entfernung (Exzision). „Durch diese Maßnahme können mehr als 90% aller Patient:innen geheilt werden,“ erklärt Höller. Kommt es dennoch zum Auftreten von Metastasen, ist die Situation nicht aussichtslos. Die Therapie des Melanoms ist durch die Errungenschaften der zielgerichteten Krebstherapie und der immunonkologischen Therapie in den letzten Jahren wesentlich verbessert worden: „Es stehen uns heute Medikamente zur Verfügung, die Melanom-Metastasen zum Rückgang bringen, langfristige Remissionen und sogar Heilungen erzielen können,“ so Höller. Sogenannte zielgerichtete „targeted therapies“ können Tumorzellen im Wachstum blockieren, immunonkologische Therapien wiederum steigern die Abwehr, indem sie die Blockade des Immunsystems aufheben können.
„Dieser positive Ausblick darf aber nicht der Grund sein, primäre und sekundäre Hautkrebs-Präventionsprogramme zu vernachlässigen,“ bekräftigt Christoph Höller. „Besonders Personen mit sehr hohem Risiko sollten langdauernde Aufenthalte in der Sonne vermeiden.“
Aufklärung wirkt!
Die Österreichische Krebshilfe und die Österreichische Gesellschaft für Dermatologie und Venerologie setzen seit 34 Jahren im Rahmen ihrer Aktion „Sonne ohne Reue“ auf konsequente Information über Hautkrebs-Vorsorge und Früherkennung. Die neue Broschüre „Sonne ohne Reue“ liegt kostenlos bei allen Apotheken auf. Neben betrieblichen Präventions-Aktionen wie jener bei der ÖBB bietet die Krebshilfe auch Aufklärung an Kindergärten und Schulen an. Denn gerade die Hautschäden in der Kindheit und Jugend legen oftmals den Grundstein einer Hautkrebserkrankung.
Tipps zum Sonnenschutz am Arbeitsplatz:
- Direkte Sonne meiden:
- flexible Arbeitszeit nützen
- Mittagssonne meiden
- nie länger als unbedingt notwendig in der Sonne bleiben
- Arbeitsbereich beschatten - UV-Schutzkleidung und Sonnenschutzbrillen tragen
- Auch Kopf und Nacken bedecken - Unbedeckte Körperstellen mehrmals eincremen
- Auf den richtigen Sonnenschutzfaktor achten
- v.a. Ohren, Nase, Lippen und Unterarme
Kennzeichen für Personen mit hohem Risiko für:
- Melanom:
- viele Muttermale
- Melanomerkrankungen in der Familie - Basalzellkarzinom:
- Vorhandensein von bestimmten genetischen Mutationen(PTCH1)
- zahlreiche langdauernde Aufenthalte in der Sonne - Plattenepithelkarzinom:
- Einnahme von immunsuppressiven Medikamenten
- Organtransplantationen
- zahlreiche langdauernde Aufenthalte in der Sonne